Restless-Legs-Syndrom (RLS): Symptome, Ursachen & Überblick
Was ist das Restless-Legs-Syndrom? Das Restless-Legs-Syndrom (kurz: RLS) ist eine neurologische Erkrankung, die häufig unerkannt bleibt – obwohl sie Millionen Menschen betrifft. Unangenehmes Kribbeln, Ziehen oder Brennen in den Beinen, verbunden mit einem unstillbaren Bewegungsdrang, machen Betroffenen das Leben schwer – vor allem nachts. In diesem Artikel erfährst du, welche Symptome typisch sind, welche Ursachen vermutet werden und wie du RLS frühzeitig erkennen kannst.
Das Restless-Legs-Syndrom (auf Deutsch: Syndrom der unruhigen Beine) ist eine häufige neurologische Störung mit sensiblen und motorischen Symptomen. Es äußert sich typischerweise durch unangenehme Missempfindungen in den Beinen, die in Ruhephasen auftreten und einen starken Drang auslösen, sich zu bewegen. Die Beschwerden bessern sich durch Bewegung, kehren jedoch rasch zurück, sobald der Körper wieder zur Ruhe kommt. RLS gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen im Erwachsenenalter und betrifft etwa 5–10 % der Bevölkerung, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. [1]
Typische Symptome
Die Beschwerden treten meist in den Abend- und Nachtstunden auf. Besonders in Ruhephasen – beispielsweise beim Sitzen auf dem Sofa oder beim Einschlafen – beginnen die Symptome. Dazu zählen vor allem:
- Kribbeln, Brennen, Ziehen oder Druckgefühl tief in den Beinen
- starker Bewegungsdrang, oft verbunden mit innerer Unruhe
- spürbare Linderung durch Bewegung (Gehen, Dehnen, Treten)
- Zunahme der Symptome am Abend oder in der Nacht
- Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit
- periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLMS)
In schweren Fällen können auch die Arme betroffen sein. Die Symptome führen häufig zu erheblichem Schlafmangel, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Einschränkungen im Alltag.
Primäres und sekundäres RLS
1) Primäres (idiopathisches) RLS
Diese Form tritt familiär gehäuft auf. Genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Die ersten Symptome beginnen oft vor dem 30. Lebensjahr und entwickeln sich im Verlauf langsam fort. Der Verlauf ist meist chronisch und schleichend.
2) Sekundäres RLS
Diese Variante tritt infolge anderer Erkrankungen oder äußerer Einflüsse auf – z. B. Eisenmangel, Nierenerkrankungen oder Medikamente. Sie beginnt meist plötzlich und kann sich bei Behandlung der Ursache wieder zurückbilden. [2]
Ursachen und Risikofaktoren
Genetische Veranlagung
In vielen Fällen ist RLS genetisch bedingt. Studien zeigen, dass etwa 50 % der Betroffenen nahe Verwandte mit ähnlichen Beschwerden haben. Spezifische Genvarianten – wie MEIS1 – stehen in engem Zusammenhang mit der Störung. [3]
Eisenmangel
Eisen spielt eine zentrale Rolle im Dopaminstoffwechsel des Gehirns. Selbst bei normalen Laborwerten kann ein funktioneller Eisenmangel vorliegen, bei dem das Eisen zwar im Blut vorhanden ist, aber im Gehirn nicht ausreichend verwertet werden kann. Das kann die Aktivität dopaminerger Nervenzellen vermindern und typische RLS-Beschwerden auslösen. Besonders betroffen sind Frauen mit starker Menstruation, Schwangere, Personen mit chronischen Entzündungen oder Magen-Darm-Erkrankungen. [4]
Chronische Erkrankungen
RLS tritt vermehrt bei Menschen mit chronischen Erkrankungen auf – unter anderem bei chronischer Niereninsuffizienz (v. a. bei Dialyse), Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen oder bei Morbus Parkinson. Insbesondere Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion zeigen häufig ein sekundäres RLS, das sich durch entsprechende Therapie deutlich bessern kann.
Medikamente & Genussmittel
Einige Arzneimittel können RLS-Symptome auslösen oder verstärken, z. B. Antidepressiva (SSRI/SNRI), Neuroleptika, ältere Antihistaminika oder Lithium. Auch Alkohol, Koffein und Nikotin können Beschwerden verstärken; eine Reduktion hilft häufig.
RLS in der Schwangerschaft
Rund 20 % der Schwangeren entwickeln vorübergehend ein RLS – meist im letzten Trimester. Vermutet werden hormonelle Veränderungen, ein erhöhter Bedarf an Eisen und Folsäure sowie Schlafmangel. Meist verschwinden die Symptome wenige Wochen nach der Entbindung wieder. In dieser Phase sollten unnötige Medikamente vermieden werden, nicht-medikamentöse Maßnahmen stehen im Vordergrund. [5]
RLS und andere Nervenkrankheiten
RLS kann zusammen mit anderen neurologischen Erkrankungen auftreten – z. B. Polyneuropathien oder Multipler Sklerose. Eine sorgfältige Diagnostik hilft, die Symptome voneinander abzugrenzen und gezielt zu behandeln.
Verlauf und Prognose
RLS verläuft in der Regel chronisch, die Ausprägung schwankt jedoch stark. Manche Betroffene haben nur gelegentlich Beschwerden, andere leiden täglich darunter. Unbehandelt kommt es oft zu erheblichen Schlafproblemen, Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen und sozialem Rückzug – eine frühe Diagnose verbessert die Lebensqualität deutlich.
Differenzialdiagnosen
Nicht jede nächtliche Unruhe ist ein Restless-Legs-Syndrom. Abzugrenzen sind z. B. Polyneuropathien, Venenleiden (Krampfadern), Einschlafmyoklonien, Muskelerkrankungen oder Angststörungen mit motorischer Unruhe. Ein erfahrener Neurologe kann anhand der typischen Kriterien und einer gezielten Befragung/Untersuchung meist die richtige Diagnose stellen.
Hinweis auf Behandlungsmöglichkeiten
Wenn du dich in den oben beschriebenen Symptomen wiedererkennst, lohnt sich ein Blick auf die verschiedenen Behandlungsansätze. Neben Medikamenten, Schlafhygiene und Bewegung spielt in den letzten Jahren auch die Kältetherapie eine zunehmend wichtige Rolle – insbesondere zur kurzfristigen Linderung der Beschwerden in den Abendstunden. [6]
Jetzt weiterlesen: Behandlungsmethoden bei Restless Legs (RLS)
Quellen
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- Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Leitlinie RLS, 2022.
- Happe S. et al. Restless Legs: Klinisches Bild und Differenzialdiagnose. Deutsches Ärzteblatt, 2021.
- Winkelmann J. et al. Genetics of Restless Legs Syndrome. Sleep Medicine Reviews, 2015.
- Allen RP et al. Iron and brain function in RLS. Sleep Medicine, 2018.
- Lee KA et al. RLS in pregnancy and postpartum. Sleep, 2001.
- Happe S. et al. Kältetherapie bei RLS – Pilotstudie. Journal für Neurologie, 2016.