Gefährliche Handynutzung

Das Ende der Langeweile – Wie uns das Smartphone die letzten freien Minuten klaut und was das für unsere (geistige) Gesundheit bedeutet

Ein Professor an der Uni Paderborn illustrierte vor etwa 15 Jahren eine spannende Analogie des Alltagslebens mit einem einfachen Experiment: Er füllte ein großes Glas mit Tischtennisbällen und fragte, ob das Glas voll sei. Anschließend fügte er feinen Sand hinzu, der sich in die Zwischenräume der Bälle legte, und fragte erneut. Schließlich kippte er eine Dose Bier in das Glas, bis es komplett gefüllt war. Dieses Bild steht symbolisch für unsere täglichen Aktivitäten und Verpflichtungen.

Die Tischtennisbälle repräsentieren die wichtigsten Aufgaben, die unser Leben strukturieren: Schlaf, Arbeit, Essen, Haushalt und Hobbys. Der Sand symbolisiert die kleineren Aktivitäten, die diese Hauptaufgaben verbinden oder ergänzen, wie das Anziehen, Busfahren oder Smalltalk. Das Bier steht schließlich für die Smartphone- und Social-Media-Nutzung, die die letzten freien Lücken unseres Tages ausfüllt.

Handynutzung nach Altersklassen in Deutschland

Wusstest du schon, dass in Deutschland die Handynutzung stark nach Altersgruppen variiert? Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2023 nutzen über 90 % der 18- bis 29-Jährigen ihr Smartphone täglich, vor allem für Social Media, Nachrichten und Unterhaltung. Bei den 50- bis 64-Jährigen liegt die tägliche Nutzung bei etwa 70 %, während in der Gruppe der über 65-Jährigen etwa 50 % regelmäßig ihr Smartphone nutzen. Interessanterweise nimmt in den älteren Altersgruppen die Nutzung von Kommunikations-Apps wie WhatsApp und Videoanrufen einen größeren Raum ein, während jüngere Nutzer mehr Zeit in sozialen Netzwerken und auf Unterhaltungsplattformen verbringen.

Die unsichtbaren Konsequenzen

Das Internet in der Hosentasche und die damit verbundene ständige Erreichbarkeit ist etwas vollkommen Neues für unser 2.000 Jahre altes Gehirn. Noch nie war es mit einer solchen Informationsflut konfrontiert – das bleibt sehr wahrscheinlich nicht ohne Konsequenzen.

Multitasking und seine Auswirkungen auf das Gehirn
Das ständige Wechseln zwischen verschiedenen Aufgaben – auch bekannt als Multitasking – kann unser Gehirn überfordern. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass diese Art der Zerstreuung die graue Substanz im präfrontalen Kortex, dem Bereich für Entscheidungsfindung und Impulskontrolle, reduzieren kann. Das hat zur Folge, dass unsere Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung leiden. Ein immer wieder abgelenktes Gehirn kann Informationen schlechter verarbeiten und langfristig abspeichern.

Digitale Ablenkung und fehlende Entspannung
Unser Bedürfnis, jede freie Minute mit dem Smartphone zu füllen, führt dazu, dass wir weniger Zeit für uns selbst und unsere Gedanken haben. Diese permanente digitale Ablenkung hindert uns daran, in entspannte und kreative Denkprozesse einzutauchen. Dabei sind genau diese Zeiten der inneren Ruhe wichtig, um komplexe Probleme zu lösen und innovative Ideen zu entwickeln. Laut dem Neuropsychologen Dr. Sandi Mann ist Langeweile ein natürlicher Zustand, der unsere Gedanken ordnet und Raum für kreatives Denken schafft.

Einsamkeit durch Smartphone-Nutzung
Ein weiteres Problem der intensiven Smartphone-Nutzung ist die zunehmende soziale Isolation. Die ständige Erreichbarkeit und die Verlockung, in die digitale Welt abzutauchen, führen dazu, dass viele Menschen weniger Zeit in sozialen Aktivitäten verbringen. In Deutschland zeigt sich dies unter anderem im sogenannten "Kneipen-Sterben": Seit 2001 hat die Anzahl der Gaststätten um mehr als 50 % abgenommen. Die gesunkene Bereitschaft, das Haus zu verlassen und sich persönlich zu treffen, korreliert stark mit der steigenden Nutzung von Social Media und anderen digitalen Plattformen. Der direkte soziale Kontakt wird immer mehr durch virtuelle Interaktionen ersetzt, was zu einem Gefühl der Einsamkeit führen kann.

Der Wert der Langeweile: Was passiert in Kopf und Körper?

Langeweile ist mehr als nur eine unangenehme Empfindung – sie hat eine wichtige Funktion für unser Gehirn und unseren Körper. In Momenten der Langeweile schaltet das Gehirn in einen Modus um, der als "Default-Mode-Netzwerk" bekannt ist. Dieses Netzwerk ist für Selbstreflexion und das Abrufen von Erinnerungen zuständig. Es hilft uns, Erlebtes zu verarbeiten, zukünftige Ereignisse zu planen und kreative Lösungen für Probleme zu entwickeln. Zudem fördern diese Phasen der Inaktivität die Produktion von Serotonin, einem Neurotransmitter, der unsere Stimmung stabilisiert und uns entspannt.

Studie aus Göteborg: Die positiven Effekte eines digitalen Detox

Eine interessante Studie der Universität Göteborg aus dem Jahr 2018 belegt die positiven Effekte eines digitalen Detox. Die Studie, an der 68 Probanden teilnahmen, die eine Woche lang auf digitale Medien verzichteten, zeigte bemerkenswerte Ergebnisse: Die Teilnehmer berichteten von verbessertem Schlaf, reduziertem Stress und einer allgemein gesteigerten Lebenszufriedenheit. Diese Befunde unterstreichen die Wichtigkeit, regelmäßig bewusste Pausen von der digitalen Welt einzulegen.

Fazit: Was du für dich mitnehmen kannst
Die Allgegenwart von Smartphones und digitalen Medien hat tiefgreifende Auswirkungen auf unser tägliches Leben und unsere geistige Gesundheit. Um diesen negativen Effekten entgegenzuwirken, ist es wichtig, sich bewusst digitale Pausen zu gönnen und Langeweile als wertvollen Zustand zu schätzen. Solche Pausen fördern die Kreativität, reduzieren Stress und verbessern das allgemeine Wohlbefinden. Nutze diese Erkenntnisse, um dein digitales Leben bewusster zu gestalten und wieder mehr Raum für echte soziale Interaktionen und persönliche Reflexion zu schaffen.

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    Obwohl RLS nicht heilbar ist, lassen sich die Symptome in der Regel gut lindern. Die Behandlung besteht aus mehreren Bausteinen: Zuerst wird nach möglichen auslösenden Ursachen geforscht, denn wenn Grunderkrankungen oder Mangelzustände vorliegen, sollten diese vorrangig behandelt werden. Oft bessern sich die unruhigen Beine bereits deutlich, wenn zum Beispiel ein Eisenmangel durch geeignete Eisenpräparate behoben wird oder eine Nierenschwäche adäquat therapiert wird. Auch Medikamente, die RLS begünstigen, wird der Arzt möglichst absetzen oder durch verträglichere Alternativen ersetzen. Parallel dazu kommen symptomlindernde Maßnahmen zum Einsatz. Hierbei wird zwischen nicht-medikamentösen und medikamentösen Behandlungen unterschieden, die oft kombiniert werden.

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