Die Kraft Sekundärer Pflanzenstoffe

Welche Stoffe in Gemüse und Obst nervenschonend wirken und warum

Vielleicht hast du schon einmal den Begriff „sekundäre Pflanzenstoffe“ gehört und dich gefragt, was es damit eigentlich auf sich hat. Oft liest man in Gesundheitsratgebern, wie wichtig diese Stoffe für unsere allgemeine Gesundheit sind – und tatsächlich rückt die Wissenschaft immer stärker in den Fokus, wie sekundäre Pflanzenstoffe nicht nur Herz und Kreislauf, sondern auch das Nervensystem unterstützen können. In diesem Artikel wollen wir uns genauer damit beschäftigen, welche sekundären Pflanzenstoffe in Gemüse und Obst enthalten sind, warum sie als „nervenschonend“ gelten und wie aktuelle Studien ihre Bedeutung für Gehirn und Nerven untermauern.

Pflanzen als Nährstoffpakete für Kopf und Körper

Obst und Gemüse sind für dich sicherlich mehr als nur bunte Dekoration auf dem Teller. Vielleicht kennst du die Faustregel „Fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag“ und versuchst bereits, dieses Ziel zu erreichen. Doch hast du dich jemals gefragt, was die Gründe für diese Empfehlung sind, abgesehen von Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen? Tatsächlich steckt in pflanzlichen Lebensmitteln eine ganze Welt an bioaktiven Substanzen, die man als sekundäre Pflanzenstoffe bezeichnet. Diese Stoffe sind weder Kohlenhydrate noch Proteine oder Fette, sondern Verbindungen, die Pflanzen natürlicherweise bilden, um sich vor Fraßfeinden, Krankheitserregern oder schädlicher Sonneneinstrahlung zu schützen.

Sekundäre Pflanzenstoffe (auch Phytochemikalien genannt) können für unseren menschlichen Organismus erstaunliche Effekte haben. Von antioxidativen Eigenschaften bis hin zu entzündungshemmenden und antimikrobiellen Effekten – ihre Palette an Wirkungen ist breit gefächert. Vor allem auf das Nervensystem wirken viele dieser Stoffe positiv ein: Sie können dazu beitragen, Stressreaktionen zu dämpfen, freie Radikale zu binden und die Kommunikation zwischen Nervenzellen zu unterstützen. Doch welche Stoffe sind das genau, und in welchen Lebensmitteln finden wir sie? Und welche Studien bestätigen diese nervenschonenden Effekte?

Was sind sekundäre Pflanzenstoffe?

Sekundäre Pflanzenstoffe umfassen eine große Gruppe von chemischen Verbindungen, zu denen beispielsweise Polyphenole, Carotinoide, Phytosterine, Glucosinolate und weitere Substanzen gehören. Sie machen nur einen kleinen Teil der Pflanzenmasse aus, sind aber hochkonzentriert in Blättern, Schalen und Co. zu finden. Für die Pflanze selbst haben diese Stoffe eine Schutzfunktion; für uns Menschen eröffnen sie ein einzigartiges Spektrum an gesundheitlichen Vorteilen. Damit du dir das besser vorstellen kannst, kommen hier ein paar wichtige Gruppen im Überblick:

  1. Polyphenole: Dazu zählen Flavonoide (z. B. Quercetin, Kaempferol) und Phenolsäuren (z. B. Chlorogensäure).
  2. Carotinoide: Beta-Carotin, Lutein und Lycopin sind wohl die bekanntesten Vertreter dieser Gruppe.
  3. Glucosinolate: Man findet sie beispielsweise in Kreuzblütlern wie Brokkoli, Kohl und Kresse.
  4. Phytosterine: Pflanzenstoffe, die eine ähnliche Struktur wie Cholesterin besitzen und vor allem in Nüssen, Samen und Pflanzenölen vorkommen.

All diese Stoffgruppen sind komplex und vielfältig. Sie wirken teils direkt als Antioxidantien, indem sie freie Radikale abfangen, teils indirekt, indem sie bestimmte Enzyme im Körper aktivieren, die unsere Zellen schützen. Für das Nervensystem sind vor allem die antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften spannend. Denn oxidativer Stress und chronische Entzündungen zählen zu den Hauptrisikofaktoren für neurologische Beschwerden und Krankheiten.

Wie wirken diese Stoffe nervenschonend?

Dein Gehirn und dein Nervensystem sind auf eine ständige Energiezufuhr angewiesen, und das bedeutet, dass sie besonders viele Stoffwechselprodukte bilden, darunter auch freie Radikale. Diese können schädlich sein, wenn sie in zu hoher Konzentration auftreten. Antioxidantien – darunter viele sekundäre Pflanzenstoffe – sind in der Lage, solche freien Radikale abzufangen und unschädlich zu machen, bevor sie unsere Nervenzellen attackieren.

Studien weisen zudem darauf hin, dass bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe entzündliche Prozesse dämpfen können, die anderenfalls das Nervensystem belasten. Eine in der Fachzeitschrift Nutrients (2019) veröffentlichte Übersichtsarbeit kam zum Schluss, dass eine erhöhte Zufuhr von Polyphenolen (z. B. aus Beeren) die kognitiven Funktionen verbessern und Entzündungsreaktionen im Gehirn hemmen kann. Vor allem ältere Menschen profitierten laut dieser Studie davon, dass Beeren-Polyphenole und andere Flavonoide bestimmte Signalwege im Gehirn stabilisierten und so dem Alterungsprozess entgegenwirkten.

Darüber hinaus können sekundäre Pflanzenstoffe die Durchblutung fördern, das heißt, sie sorgen für eine verbesserte Versorgung der Nervenzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen. In Brokkoli oder Grünkohl enthaltene Glucosinolate wirken nicht nur entgiftend, sondern unterstützen womöglich auch die Regeneration von geschädigten Zellen. Eine Untersuchung an der Universität von Illinois (2021) zeigte beispielsweise, dass eine höhere Aufnahme von Kreuzblütlern (Brokkoli, Kohl, Rosenkohl) mit einem verringerten Risiko für neurodegenerative Erkrankungen einherging, wobei die Glucosinolate als ein wichtiger Faktor angesehen wurden.

Polyphenole: Flavonoide und Co. als Schutzschild für dein Gehirn

Polyphenole sind ein regelrechtes Zauberwort, wenn es um sekundäre Pflanzenstoffe geht. Sie finden sich in Gemüse, Obst, Gewürzen und sogar in Rotwein oder dunkler Schokolade (allerdings solltest du bei Letzteren natürlich auf den Zucker- und Alkoholgehalt achten). Polyphenole teilen sich in mehrere Untergruppen auf, darunter die Flavonoide. Diese besitzen bekannte Vertreter wie Quercetin (z. B. in Zwiebeln, Äpfeln), Kaempferol (z. B. in Grünkohl, Spinat) oder Catechine (z. B. in grünem Tee).

Warum sind Flavonoide so interessant für dein Nervensystem?

Sie haben die Fähigkeit, Entzündungen zu hemmen, die Blutgefäßwände zu stabilisieren und die Durchblutung zu fördern. Speziell fürs Gehirn bedeutet das: Flavonoide unterstützen eine bessere Sauerstoff- und Nährstoffversorgung und helfen, schädliche Ablagerungen zu reduzieren. Manche Flavonoide können sogar die Blut-Hirn-Schranke überwinden und direkt in den Gehirnzellen wirken. Eine im Journal of Alzheimer’s Disease (2020) veröffentlichte Untersuchung deutete darauf hin, dass ein höherer Konsum von Flavonoid-reichem Obst und Gemüse das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen verringern könnte. Die genauen Mechanismen sind zwar noch Gegenstand intensiver Forschung, doch eines ist klar: Flavonoide leisten einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung unserer Gehirn- und Nervengesundheit.

In einer weiteren Studie, bekannt als Berry-Project-Studie aus Finnland (2017), zeigte sich, dass Probanden, die acht Wochen lang täglich eine Portion Beeren (Blaubeeren, Himbeeren, Johannisbeeren) konsumierten, bei kognitiven Tests besser abschnitten als die Kontrollgruppe. Die Forscher vermuteten, dass insbesondere die Polyphenole und Anthocyane (eine Untergruppe der Flavonoide) für diesen Effekt verantwortlich waren.

Carotinoide: Lutein, Lycopin und ihre Wirkung auf Nerven und Sehkraft

Carotinoide sind jene Stoffe, die vielen Obst- und Gemüsesorten ihre leuchtenden Farben verleihen. Man denke nur an die orangefarbene Karotte (Beta-Carotin), die roten Tomaten (Lycopin) oder den gelb-grünen Blättern von Spinat, die Lutein enthalten. Beta-Carotin kann im Körper zu Vitamin A umgewandelt werden, das für das Sehen und das Zellwachstum zentral ist. Lycopin, vor allem in Tomatenprodukten zu finden, weist starke antioxidative Eigenschaften auf und wird mit einem besseren Herz-Kreislauf-Schutz in Verbindung gebracht.

Aber warum sind Carotinoide gut für deine Nerven?

Einerseits senken sie den oxidativen Stress im Nervengewebe, andererseits beeinflussen sie Entzündungsfaktoren, die bei chronischen neurologischen Erkrankungen eine Rolle spielen. Eine Langzeitstudie aus Finnland, veröffentlicht im Fachjournal Neurology (2012), wies nach, dass Männer mit einem hohen Lycopinspiegel im Blut ein signifikant geringeres Schlaganfallrisiko aufwiesen. Zwar ging es in dieser Studie in erster Linie um das Herz-Kreislauf-System, doch Herz und Hirn sind eng miteinander verbunden. Wer einen gesunden Blutfluss und weniger Ablagerungen in den Gefäßen hat, profitiert auch in puncto Nerven- und Gehirngesundheit.

Zudem ist Lutein ein weiteres Carotinoid, das eine besondere Rolle für das Auge und damit auch für das Nervensystem spielt. Lutein sammelt sich in der Netzhaut an und schützt sie vor schädlichem blauen Licht. Da Sehstörungen und Nervenleiden teils eng zusammenhängen, kann dieser Schutzmechanismus indirekt die Gesamtnervengesundheit unterstützen. Eine Untersuchung der Tufts University (2018) zeigte beispielsweise, dass Erwachsene, die mehr luteinreiche Lebensmittel verzehrten, bei bestimmten Gedächtnistests besser abschnitten und seltener unter kognitiven Einbußen litten.

Glucosinolate: Pikante Alleskönner in Kohl, Kresse & Co.

Glucosinolate sind Schwefelverbindungen, die man hauptsächlich in Kreuzblütlern findet, also in Gemüse wie Brokkoli, Blumenkohl, Rosenkohl, Grünkohl und Senfkörnern oder Kresse. Wenn du schon einmal an einer Kresse geknabbert hast und dieses leicht scharfe, senfähnliche Aroma bemerkt hast, so sind es genau diese Glucosinolate, die das verursachen. In der Forschung werden sie oft als potenzielle Krebsschützer bezeichnet, weil sie bestimmte Detox-Enzyme im Körper aktivieren.

Wie kommen diese Substanzen deinem Nervensystem zugute?

Sie wirken zum einen antiinflammatorisch, also entzündungshemmend, was für die Nerven von Vorteil ist. Zum anderen können Glucosinolate freie Radikale binden, bevor sie auf Nervenzellen schädlich einwirken. Die bereits erwähnte Untersuchung der Universität von Illinois (2021) ergab, dass regelmäßiger Verzehr von Brokkoli, Rosenkohl oder Blumenkohl offenbar das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen senken könnte. Die Forscher vermuteten, dass die Glucosinolate hierzu einen wichtigen Beitrag leisteten, indem sie die Abwehrmechanismen des Körpers ankurbeln.

Phytosterine und die Unterstützung des Nervensystems

Phytosterine (auch Pflanzensterine genannt) sind Verbindungen, die eine ähnliche Struktur wie Cholesterin aufweisen, jedoch pflanzlicher Natur sind. Du findest sie besonders konzentriert in Nüssen, Samen und Pflanzenölen. Sie haben den Ruf, den Cholesterinspiegel zu senken, indem sie die Aufnahme von Cholesterin im Darm behindern.

Was haben deine Nerven davon?

Ein gesunder Cholesterinspiegel ist durchaus relevant für die Gehirn- und Nervengesundheit. Ist der Cholesterin- und Lipidstoffwechsel gestört, kann das zu Ablagerungen in den Blutgefäßen führen und den Blutfluss zum Gehirn beeinträchtigen. Phytosterine können diesen Prozess abmildern und so indirekt auch deine Nervengesundheit stützen. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Nüssen und Samen ist daher gleich in mehrfacher Hinsicht positiv: Du nimmst Proteine, Ballaststoffe und eben auch Phytosterine zu dir, die dein Gefäß- und Nervensystem unterstützen.

Studienlage: Polyphenole und Depression, Beeren und Kognition

Während es in der Naturheilkunde schon lange Erfahrungen mit dem Verzehr bestimmter Gemüse- und Obstsorten gibt, ist die wissenschaftliche Erforschung von sekundären Pflanzenstoffen vergleichsweise jung. Dennoch liefern immer mehr Studien Anhaltspunkte für deren positive Effekte:

  • Berry-Project-Studie (Finnland, 2017): Hier zeigte sich, dass Personen, die täglich eine Portion Beeren aßen, bei kognitiven Tests besser abschnitten. Die Experten vermuteten, dass Polyphenole und Anthocyane für diesen Effekt verantwortlich waren.
  • Lycopin und Schlaganfallrisiko (Finnland, 2012): Männer mit hohem Lycopinspiegel im Blut wiesen ein geringeres Schlaganfallrisiko auf (veröffentlicht in Neurology). Lycopin ist ein Carotinoid, das vor allem in Tomaten vorkommt und antioxidativ wirkt.
  • Untersuchung der Universität von Illinois (USA, 2021): Kreuzblütler (Brokkoli, Kohl, Rosenkohl) standen im Fokus. Hier sah man einen Zusammenhang zwischen regelmäßigem Verzehr dieser Gemüsesorten und einem geringeren Risiko für neurodegenerative Krankheiten.
  • Polyphenole und Depression (Journal of Affective Disorders, 2020): Eine Meta-Analyse legte nahe, dass eine polyphenolreiche Ernährung, etwa durch vermehrten Verzehr von Obst und Gemüse, Symptome leichter bis mittlerer Depression lindern könnte. Entzündungshemmende Mechanismen könnten dabei eine Rolle spielen.

Alltagsstrategien: So integrierst du sekundäre Pflanzenstoffe

Es lohnt sich, auf eine bunte Mischung an Obst und Gemüse zu setzen, um die Vielfalt an sekundären Pflanzenstoffen auszuschöpfen. Hier ein paar einfache Tipps:

  1. Iss die Regenbogenfarben: Versuch, jeden Tag Lebensmittel in verschiedenen Farben zu wählen – rot (Tomaten, Paprika), orange/gelb (Karotten, Kürbis), grün (Brokkoli, Spinat), blau/violett (Beeren, Auberginen). Je bunter dein Teller, desto mehr verschiedene Phytochemikalien nimmst du auf.
  2. Ein paar Extras: Kräuter und Gewürze wie Kurkuma, Ingwer, Thymian oder Rosmarin enthalten hohe Konzentrationen an sekundären Pflanzenstoffen. Verwende sie regelmäßig beim Kochen, um den Speisen Geschmack und eine Extraportion gesundheitsfördernder Stoffe zu geben.
  3. Richtig lagern und zubereiten: Manche sekundäre Pflanzenstoffe sind hitzeempfindlich, andere entfalten erst durch Erhitzen ihre volle Wirkung. Ein Wechsel zwischen rohen und gekochten Gemüsesorten ist eine gute Strategie, um möglichst viele Stoffe intakt zu halten.
  4. Bio, regional, saisonal: Obst und Gemüse aus Bio-Anbau enthalten tendenziell höhere Konzentrationen an sekundären Pflanzenstoffen, da sie stärker vor Umwelteinflüssen geschützt sein müssen. Regionale und saisonale Produkte sind zudem frischer und enthalten weniger Abbauprodukte.
  5. Smoothies und Co.: Wenn dir das Kauen von Salat oder Gemüse nicht immer zusagt, kannst du auch zu Smoothies greifen. Achte jedoch darauf, nicht zu viel Fruchtzucker auf einmal zu konsumieren. Ein grüner Smoothie mit Spinat, Gurke, Ingwer, Apfel und etwas Zitrone kann eine wahre Nährstoffbombe sein.

Fazit

Sekundäre Pflanzenstoffe sind mehr als nur ein zusätzliches „Extra“ in Obst und Gemüse. Sie bilden eine ganze Welt an biochemischen Verbindungen, die dein Nervensystem auf natürliche Weise vor oxidativem Stress, Entzündungen und schädlichen Ablagerungen schützen können. Polyphenole, Carotinoide, Glucosinolate und Phytosterine tragen dazu bei, die Nervenzellen leistungsfähig zu halten und das Gehirn vor vorzeitiger Alterung zu bewahren. Verschiedene Studien, wie die Berry-Project-Studie (Finnland, 2017) oder die Untersuchung der Universität von Illinois (2021), untermauern diese Zusammenhänge und liefern immer mehr Evidenz dafür, wie wichtig eine polyphenol- und carotinoidreiche Ernährung für unsere mentale Gesundheit sein kann.

Wenn du also das nächste Mal im Supermarkt an einer Schale Beeren oder einem Bund Brokkoli vorbeiläufst, denke daran, dass in diesen Lebensmitteln viel mehr steckt als nur Vitamine und Ballaststoffe. Mit jeder Portion sorgst du auch für eine natürliche Stärkung deiner Nerven und Gehirnzellen. Und das Beste daran: All diese Effekte kannst du ohne hohen Aufwand und ganz ohne Chemie erzielen – einfach durch eine bewusste, bunte und abwechslungsreiche Auswahl an Obst und Gemüse.

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