Therapieüberblick
Obwohl RLS nicht heilbar ist, lassen sich die Symptome in der Regel gut lindern . Die Behandlung besteht aus mehreren Bausteinen: Zuerst wird nach möglichen auslösenden Ursachen geforscht, denn wenn Grunderkrankungen oder Mangelzustände vorliegen, sollten diese vorrangig behandelt werden . Oft bessern sich die unruhigen Beine bereits deutlich, wenn zum Beispiel ein Eisenmangel durch geeignete Eisenpräparate behoben wird oder eine Nierenschwäche adäquat therapiert wird . Auch Medikamente, die RLS begünstigen, wird der Arzt möglichst absetzen oder durch verträglichere Alternativen ersetzen . Parallel dazu kommen symptomlindernde Maßnahmenzum Einsatz. Hierbei wird zwischen nicht-medikamentösen und medikamentösen Behandlungen unterschieden, die oft kombiniert werden.
Nicht-medikamentöse Maßnahmen
Ein gesunder Lebensstil und bestimmte Verhaltensweisen können die RLS-Beschwerden positiv beeinflussen. Wichtig sind ausreichender Schlaf, ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus und gute Schlafhygiene (z.B. ein kühles, dunkles Schlafzimmer und entspannende Abendroutinen) . Viele Patienten berichten, dass moderate körperliche Bewegung am Tag hilft – etwa regelmäßige Spaziergänge, leichtes Ausdauertraining oder Dehnübungen. Überanstrengung am späten Abend sollte allerdings vermieden werden. Empfehlenswert sind auch Entspannungstechniken wie Yoga oder moderate Gymnastik, um die Beinmuskulatur zu lockern . Zudem kann es hilfreich sein, auf übermäßigen Alkoholkonsum und Nikotin zu verzichten sowie koffeinhaltige Getränke am Abend zu meiden, da diese Faktoren RLS verschlechtern können .
Zur akuten Linderung der Beschwerden haben sich verschiedene Hausmittel bewährt. Oft hilft es, unmittelbar bei Auftreten der Missempfindungen aufzustehen und umherzugehen oder leichte Beinmassagen durchzuführen. Viele Betroffene empfinden Wechselduschen oder Temperaturreize als angenehm – das heißt, die Beine abends wechselweise warm und auch kalt abduschen, oder ein warmes Bad zu nehmen . Die Temperaturreize können die überaktiven Nerven beruhigen. Auch das Tragen von spezielle* Kompressionsbandagen* oder das Hochlagern der Beine kann in Einzelfällen hilfreich sein. Solche physikalischen Maßnahmen können zwar die RLS-Grunderkrankung nicht beseitigen, aber oft vorübergehend die Symptome mildern. Wichtig ist zudem, Stress abzubauen, da Stress und innere Unruhe die Rastlosigkeit der Beine verstärken können.
Medikamentöse Therapie
Reichen die oben genannten Maßnahmen nicht aus, stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die das Restless-Legs-Syndrom gezielt behandeln können. Welche Mittel zum Einsatz kommen, hängt von der Schwere der Symptome und der individuellen Situation des Patienten ab. In leichten Fällen, insbesondere wenn ein Eisenmangel vorliegt, kann schon die Einnahme von Eisenpräparaten (ggf. als Infusion) eine deutliche Besserung bringen . In mittelschweren bis schweren Fällen bilden dopaminerg wirkende Medikamente die Therapie der ersten Wahl . Hierzu zählen vor allem Dopamin-Agonisten wie Pramipexol, Ropinirol oder Rotigotin (als Pflaster), welche die Wirkung des Botenstoffs Dopamin im Gehirn nachahmen und so die unangenehmen Empfindungen unterdrücken . Diese Medikamente werden meist abends vor dem Schlafengehen eingenommen (bzw. angewendet), um die nächtlichen Symptome zu kontrollieren. Auch Levodopa (eine Vorstufe von Dopamin) kann – oft in Kombination mit einem Enzymhemmer – in niedriger Dosierung eingesetzt werden . In vielen Fällen können diese Mittel die Schlafqualität deutlich verbessern und Betroffenen ermöglichen, nachts zur Ruhe zu kommen .
Allerdings ist bei längerer dopaminerger Therapie Vorsicht geboten: Ein Teil der Patienten entwickelt nach Monaten oder Jahren das Phänomen der Augmentation – dabei treten die RLS-Beschwerden trotz Medikation früher am Tag, intensiver oder in anderen Körperregionen auf . Sollte eine solche Wirkungsverschlechterung auftreten, wird der Arzt die Behandlung anpassen, z.B. den Wirkstoff wechseln, auf ein länger wirksames Pflaster umstellen oder ein anderes Medikament hinzufügen .
Falls Dopamin-Mittel nicht vertragen werden oder nicht ausreichend wirken, stehen Alternativen zur Verfügung. Häufig werden bestimmte Antikonvulsiva (Mittel gegen Epilepsie, z.B. Gabapentin oder Pregabalin) verordnet, die nachweislich RLS-Symptome lindern können und ein geringeres Augmentations-Risiko haben . In hartnäckigen Fällen können auch Opiate in niedriger Dosierung erwogen werden (z.B. kombinierte Präparate aus Oxycodon/Naloxon), besonders wenn starke Schmerzen bestehen . Wegen der Gefahr von Abhängigkeiten setzen Ärzte Opiate jedoch nur sehr zurückhaltend und kurzfristig ein . Zur Beruhigung bei schweren Schlafstörungen werden manchmal auch Benzodiazepine (Beruhigungsmittel wie Clonazepam) eingesetzt, allerdings eher als Ausnahme und möglichst zeitlich begrenzt. Generell gilt: Die medikamentöse Therapie des RLS gehört in ärztliche Hand und erfordert oft eine individuelle Dosisanpassung sowie regelmäßige Kontrolle.
Kältetherapie als unterstützende Maßnahme
Viele RLS-Patienten berichten, dass Kühlen der Beine ihre Beschwerden lindern kann . Tatsächlich deuten neuere Untersuchungen darauf hin, dass gezielte Kältetherapie eine sinnvolle Ergänzung zur RLS-Behandlung sein kann . So hat eine aktuelle Pilotstudie gezeigt, dass insbesondere Ganzkörper-Kälteanwendungen (z.B. Kryotherapie in einer -60 °C Kältekammer) signifikante Verbesserungen der RLS-Symptome und Schlafqualität bewirken können . Aber auch lokale Kältebehandlungen, etwa mittels Kaltluft oder Eispackungen, erzielten in ersten Studien positive Effekte auf das Wohlbefinden und die Schlafqualität der Patienten . Diese Erkenntnisse erklären, warum manche Betroffene intuitiv zur Kühlung greifen – sei es mit kalten Umschlägen, Eiswasserbädern für die Füße oder klimatisierten Räumen.
Eine praktikable Form der Kältetherapie im Alltag sind kühlende Salben oder Gele, die auf die Beine aufgetragen werden. Ein Beispiel ist das spezielle Kühlgel Kalter Bruder®, das gezielt für Menschen mit RLS (und ähnlichen Nervenerkrankungen) entwickelt wurde . Durch Inhaltsstoffe wie Menthol und Kampfer erzeugt es einen langanhaltenden Kühleffekt auf der Haut, der die überreizten Nerven beruhigt und die Muskulatur entspannt . Dies kann unmittelbar dazu beitragen, das Kribbeln und Ziehen in den Beinen abzumildern und eine ruhigere Nacht zu ermöglichen. Viele Anwender berichten, dass eine solche lokale Kältetherapie ihre nächtliche Unruhe deutlich reduziert hat – eine direkte Symptomlinderung ist oft spürbar . Natürlich ersetzt ein Kühlgel keine ärztliche Behandlung, aber es kann als sanfte, nebenwirkungsarme Unterstützung im Rahmen eines ganzheitlichen Therapiekonzepts dienen. Insbesondere in Kombination mit den oben genannten Maßnahmen (Schlafhygiene, Bewegung, Medikamente usw.) bietet die Kältetherapie eine weitere Möglichkeit, dem RLS die „kalte Schulter“ zu zeigen und erholsameren Schlaf zu finden.
Fazit
Die Behandlung des Restless-Legs-Syndroms erfordert meist einen individuell angepassten Mix aus Lebensstiländerungen, Hausmitteln und gegebenenfalls Medikamenten. Wichtig ist, dass Betroffene gemeinsam mit ihrem Arzt herausfinden, welche Maßnahmen im eigenen Fall am besten anschlagen. Mit der richtigen Therapie lassen sich die unruhigen Beine jedoch bei den meisten Menschen wirksam beruhigen, sodass wieder mehr Ruhe in die Nacht einkehren kann.