Wie bei allen akuten Entzündungen gilt auch bei der rheumatischen Arthritis in der Regel: Wärme vermeiden und punktuell kühlen, um die Schmerzen zu lindern und Schwellungen entgegenzuwirken. Das wohl bekannteste Hausmittel seit vielen Jahrzehnten ist der Quarkwickel – denn, kühle Temperaturen verengen die Blutgefässe und verlangsamen den Stoffwechsel, sodass der Zufluss von Entzündungsmediatoren reduziert wird. Außerdem blockiert Kälte die Reizweiterleitung der Nerven, was den empfundenen Schmerz deutlich lindern oder sogar ganz betäuben kann.
Doch Vorsicht: Das Problem bei einer starken Gefäßverengung auf Dauer ist der verlangsamte Heilungsprozess, da weniger Blut mit Nährstoffen fließt und die Lymphmotorik reduziert ist. Vor allem aber folgt bei Nachlassen des Kältereizes eine reaktive Erweiterung der Gefäße. Das führt zu einem großen Bluteinstrom, was die Entzündung wieder stärker erwärmen kann, was diese mit neuer Flüssigkeit staut. Genau das möchten wir nicht – Kühlpacks oder andere starke Kältereize sollten daher maximal für 10 Minuten angewendet werden.
Milde Kälte hingegen macht sich genau diese Eigenschaften in leichterer Form zu Nutze. Während bei Eis die Gefäße stark verengen, ziehen sie sich bei moderater Kälte nur leicht zusammen. Das lässt das Gebiet langsam abschwellen und nimmt den Druck aus dem Gewebe. Die Stoffwechselprozesse werden hier zwar verlangsamt, aber nicht blockiert und die Lymphtätigkeit wird sogar angeregt. Es hemmt die Schmerzen zwar nicht komplett, lindert sie aber und das moderat über einen längeren Zeitraum. Milde Kälte ist also sehr gut langfristig einsetzbar und unterstützt dabei die Wundheilung.
Eine andere typische Behandlungsmöglichkeit bei rheumatischen Beschwerden ist die so genannte Kältetherapie in einer Eiskammer wie sie mittlerweile in einigen Reha-Kliniken zu finden sind. Neben dem entzündungshemmenden Effekt unterstützt die bis zu -110 Grad kalte Luft das Immunsystem, erhöht die körperliche Leistung und hat einen positiven Effekt auf die Psyche, worauf der Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh) hinweist. Das oben beschriebene Problem der dauerhaften Gefäßverengung bleibt aus, da die Patienten nur sehr kurz in der Eiskammer sind.*
Arthritis im Winter: Wenn draußen nasskaltes Wetter herrscht und die Temperaturen sinken, leiden viele Menschen an Gelenkschmerzen, insbesondere Menschen mit Gelenkentzündungen oder Arthrose verspüren eine Verschlimmerung ihrer Symptome. Dies ist keine Einbildung, sondern ein Phänomen, das vermutlich auf die verminderte Durchblutung bei Kälte zurückgeht. Der Körper fährt den Stoffwechsel herunter, wodurch die Gelenke leiden. Auch auf die Gelenkflüssigkeit wirkt sich die Kälte aus. Sie wird zähflüssiger und es kommt zu einer erhöhten Reibung in den Gelenken.
Doch warum soll Kälte dann helfen – ist das kein Widerspruch? Es ist wichtig, zwei Dinge von einander zu unterscheiden: (1) Die Umgebungstemperatur und (2) die an der betroffenen Entzündungsstelle: Ein kaltes Raum- oder Umgebungsklima signalisiert dem Körper, dass er insgesamt den Stoffwechsel und die Durchblutung herunterfahren soll um Energie zu sparen. Dadurch wird allerdings auch die Produktion von entzündungshemmenden Hormonen wie das Kortison gedrosselt, das der Körper im Falle einer rheumatischen Arthritis oder Fibromyagie aber dringend braucht, um den Heilungsprozess zu beschleunigen. Eine punktuelle Kühlung der betroffenen Stelle hingegen unterstützt die Durchblutung und damit die Wundheilung.
Bewegung & Ernährung
Menschen, die unter Gelenkschmerzen bei Kälte leiden, sollten auf keinen Fall den Fehler machen und die Bewegung reduzieren. Ausreichende Bewegung hält die Gelenke geschmeidig und beugt Gelenkschmerz vor. Achten Sie aber darauf, sich warmzuhalten, wenn Sie für einen ausgiebigen Spaziergang das Haus verlassen. Ansonsten können die Muskeln verspannen und Gelenkschmerzen verschlimmern sich. Ruhe ist wichtig, wenn die Schmerzen im Gelenk aufflammen, doch zu viel Schonung kann mehr schaden als nutzen. Viele Menschen machen gute Erfahrungen mit gemäßigten Aqua-Kursen, vor allem in warmen Wasser.
Auch mit einer richtigen Ernährung kann man dem Körper helfen, die Entzündungen schneller abklingen zu lassen. Hochwertige Olivenöle enthalten die berühmten Omega-3-Fettsäuren, die bei rheumatischen Erkrankungen besonders effektiv gegen Entzündungen wirken. Gemüse aller Art, Beeren und Nüsse enthalten tausende sekundäre Pflanzenstoffe die ebenfalls entzündungshemmend wirken. Besonders empfohlen wird eine mediterrane Ernährung. Vermieden werden sollten auf jeden Fall rotes Fleisch, allen voran Schweinefleisch, Weizenprodukte und Süßigkeiten – sie alle fördern die Entzündung und schwächen das Immunsystem.
Eine sogenannte ketogene Ernährung mit einem Fettanteil von 80% Fett in jeder Mahlzeit und dem kompletten Verzicht auf Zucker, Stärke und kurz-kettige Kohlenhydrate soll einen bemerkenswerten Effekt auf die körpereigene Entzündungshemmung haben. Sie beinhaltet viel fettreiches Gemüse wie Avocado, Fisch und stark ballaststoffreiche Kohlenhydrate wie z.B. Chiasamen, die im Darm u.a. zu Propionat und Butyrat fermentiert werden, welche widerum Entzündungen auflösen, den Knochenaufbau fördern und die Gelenkflüssigkeit stärken.
{Quellen zu diesem Abschnitt s.u. Nr. 4, 7 - 11}