Sinkende Lebenserwartung?

Seit einigen Jahren deuten Zahlen aus Amerika und Europa darauf hin, dass unsere Lebenserwartung vorerst einen Höhepunkt erreicht hat.

Die Lebenserwartung ist ein Gradmesser für den Gesundheitszustand einer Bevölkerung und wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, darunter medizinische Versorgung, Lebensstil und soziale Sicherungssysteme. Während viele Länder einen Anstieg der Lebenserwartung verzeichnen, haben einige Regionen mit Rückgängen oder Stagnationen zu kämpfen. In diesem Artikel betrachten wir die Entwicklung der Lebenserwartung in den letzten 20 Jahren in Europa und den USA, untersuchen die Gründe für positive und negative Trends und analysieren spezifische Herausforderungen in ausgewählten Ländern.

Jeanne Calment und das Geheimnis ihres langen Lebens

Jeanne Calment, die älteste verifizierte Person der Welt, lebte bis zu ihrem 122. Geburtstag im Jahr 1997. Ihr beeindruckendes Alter wurde oft mit ihrer genetischen Veranlagung in Verbindung gebracht. Allerdings betonte sie selbst auch die Bedeutung ihres Lebensstils, der eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und eine positive Lebenseinstellung umfasste. Calment konsumierte regelmäßig Olivenöl, Schokolade und einen täglichen Schluck Rotwein, pflegte soziale Kontakte und lebte ein aktives Leben. Diese Faktoren könnten zu ihrer außergewöhnlichen Langlebigkeit beigetragen haben.

Lebenserwartung in Europa und den USA

Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Lebenserwartung in den letzten 20 Jahren für alle europäischen Länder und die USA:

Land

2000

2005

2010

2015

2020

Albanien

72

75

76

77

78

Andorra

80

81

82

83

83.5

Armenien

70

71

72

74

75

Österreich

78

79

80

81

81.5

Aserbaidschan

69

70

71

72

73

Belgien

78

79

80

81

81.2

Bosnien & Herzegowina

71

72

73

74

75

Bulgarien

71

73

73

74

75

Kroatien

74

75

77

78

78.5

Zypern

78

79

80

81

82

Tschechien

74

76

77

78

79

Dänemark

77

78

79

80

81

Estland

71

72

74

76

77

Finnland

78

79

80

81

81.4

Frankreich

79

80

81

82

82.5

Georgien

70

71

72

73

74

Deutschland

78

79

80.2

81

81.1

Griechenland

78

79

80

81

82

Ungarn

71

72

73

75

76

Island

80

81

82

82.5

83

Irland

77

78

80

81

82

Italien

79

80

81

82

82.3

Kasachstan

65

67

68

70

72

Lettland

71

72

73

74

74.5

Liechtenstein

79

80

81

82

82.5

Litauen

72

73

74

75

76

Luxemburg

79

80

81

82

82.5

Malta

78

79

80

81

82

Moldawien

67

68

69

70

71

Monaco

83

84

85

85

85.5

Montenegro

74

75

76

77

78

Niederlande

78

79

80

81

81.5

Nordmazedonien

72

73

74

75

76

Norwegen

79

80

81

82

82.5

Polen

73

75

76

77

78

Portugal

77

78

79

80

81

Rumänien

70

71

72

74

75

Russland

65

66

67

70

71

San Marino

80

81

82

83

83.5

Serbien

71

72

73

74

75

Slowakei

73

74

75

76

77

Slowenien

75

77

78

79

80

Spanien

79

81

82

83

83.5

Schweden

80

81

81.5

82.3

83

Schweiz

80

81

82

83

83.5

Türkei

70

72

74

75

76

Ukraine

67

68

69

70

71

Vereinigtes Königreich

78

79

80

80.5

81

USA

77

78

78.5

78.9

77

 

Gründe für positive Entwicklungen in Ländern wie Spanien und Schweden

  1. Mediterrane Ernährung (Spanien): Die spanische Bevölkerung profitiert von einer Ernährung, die reich an Olivenöl, Fisch, Gemüse und Vollkornprodukten ist. Diese Ernährungsweise ist bekannt für ihre gesundheitlichen Vorteile, einschließlich der Reduzierung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere chronische Krankheiten. Eine Studie aus dem Jahr 2020 zeigte, dass eine mediterrane Ernährung das Risiko von Herzkrankheiten um bis zu 30% senken kann.
  2. Soziale Gleichheit und Gesundheitssystem (Schweden): Schweden verfügt über ein starkes öffentliches Gesundheitswesen, das allen Bürgern gleichermaßen zugänglich ist. Die skandinavischen Länder zeichnen sich durch geringe soziale Ungleichheiten aus, was sich positiv auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirkt. Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 tragen soziale Sicherungssysteme wesentlich zur höheren Lebenserwartung bei.
  3. Geringe Umweltbelastung (Island): Island, mit seiner reinen Luft und dem Zugang zu frischen Lebensmitteln, hat eine der höchsten Lebenserwartungen in Europa. Die geringe Umweltverschmutzung und das starke soziale Sicherheitsnetz tragen zur Gesundheit der isländischen Bevölkerung bei.

Herausforderungen und negative Entwicklungen in Ländern wie den USA, Bulgarien und Lettland

  1. Opioidkrise in den USA: Die Opioidkrise ist ein schwerwiegendes Problem, das die Lebenserwartung in den USA negativ beeinflusst. Sie begann in den 1990er Jahren mit einer Überverschreibung von Schmerzmitteln wie Oxycodon und hat sich zu einem Problem mit synthetischen Opioiden wie Fentanyl und illegalen Drogen wie Heroin entwickelt. Laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) stiegen die Todesfälle durch Überdosen in den USA auf über 93.000 im Jahr 2020, was eine bedeutende Ursache für den Rückgang der Lebenserwartung ist. Diese Krise hat nicht nur direkte gesundheitliche Auswirkungen, sondern auch soziale und wirtschaftliche Folgen, die das Gesundheitssystem belasten.
  2. Wirtschaftliche und gesundheitliche Herausforderungen in Bulgarien: Bulgarien gehört zu den Ländern mit der niedrigsten Lebenserwartung in Europa. Die Gründe dafür sind vielfältig: ein unterfinanziertes Gesundheitssystem, hohe Arbeitslosigkeit und eine hohe Auswanderungsrate von Fachkräften, insbesondere im medizinischen Bereich. Diese Faktoren führen zu eingeschränktem Zugang zu medizinischer Versorgung und präventiven Maßnahmen. Laut einer Studie der Europäischen Kommission liegt die Lebenserwartung in Bulgarien etwa fünf Jahre unter dem EU-Durchschnitt.
  3. Lettland: Soziale und gesundheitliche Ungleichheiten: In Lettland sind die sozialen und gesundheitlichen Ungleichheiten ein großes Problem. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung hat eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsdiensten, und die Ausgaben für Gesundheit sind im europäischen Vergleich niedrig. Dies führt zu unzureichender Prävention und Behandlung chronischer Krankheiten. Die Lebenserwartung ist in Lettland vergleichsweise gering, was auf die Kombination von schlechter Gesundheitsversorgung, wirtschaftlichen Problemen und einem hohen Anteil an Risikofaktoren wie Alkohol- und Tabakkonsum zurückzuführen ist.

Problemfall Polen auf dem richtigen Weg

Polen hat in den letzten zwei Jahrzehnten erhebliche Fortschritte in der Lebenserwartung gemacht, obwohl es immer noch hinter vielen westeuropäischen Ländern zurückbleibt. Die durchschnittliche Lebenserwartung stieg von 73 Jahren im Jahr 2000 auf 78 Jahre im Jahr 2020. Diese Verbesserung ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:

  1. Wirtschaftliche Entwicklung: Die wirtschaftliche Transformation und Integration in die Europäische Union haben zu einem Anstieg des Lebensstandards und einer besseren Gesundheitsversorgung geführt.
  2. Gesundheitsreformen: Die Einführung von Gesundheitsreformen und eine verstärkte Investition in das Gesundheitssystem haben den Zugang zu medizinischer Versorgung verbessert. Allerdings gibt es noch immer Herausforderungen, wie den Zugang zu spezialisierten Behandlungen und die Finanzierung des Gesundheitswesens.
  3. Präventive Maßnahmen: Es gab Bemühungen, die Prävention von Krankheiten durch nationale Programme zur Gesundheitsförderung und Impfkampagnen zu stärken. Trotzdem sind chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiterhin eine Herausforderung, die die Lebenserwartung negativ beeinflussen.

Fazit: Was wir aus den Entwicklungen lernen können

Die Analyse der Lebenserwartung zeigt, dass viele Faktoren wie Ernährung, Gesundheitssysteme, soziale Sicherheit und Umwelteinflüsse entscheidend sind. Länder wie Spanien und Schweden haben es geschafft, durch eine Kombination aus gesunder Lebensweise und starker sozialer Unterstützung die Lebenserwartung zu maximieren. Auf der anderen Seite kämpfen Länder wie die USA, Bulgarien und Lettland mit spezifischen Herausforderungen, die die Lebenserwartung negativ beeinflussen.

Die Opioidkrise in den USA ist ein alarmierendes Beispiel dafür, wie gesellschaftliche und gesundheitliche Krisen die Lebenserwartung beeinflussen können. Die Situation in Bulgarien und Lettland unterstreicht die Notwendigkeit eines besseren Zugangs zu Gesundheitsdiensten und präventiven Maßnahmen.

 

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